Ein
letztes Stück Paradies
Wer einmal so richtig ausspannen möchte fern von
Hektik und Großstadtlärm, der findet Erholung auf der Insel Hiddensee, der
kleinen Schwester Insel von Rügen. Man nennt sie auch "dat söte Länneken",
und dieses süße Ländchen ist die Perle der Ostsee. Die autofreie Insel
bietet Erholung pur. Zu erreichen ist sie ab Stralsund mit der Fähre, die
alle 3 Häfen, Neuendorf, Vitte und Kloster der Insel anfahren, oder man
fährt auf die Insel Rügen Richtung Schaprode, parkt dort sein Auto auf einem
kostenpflichtigen bewachten Parkplatz und nimmt dort die Hiddenseefähre.
Selbst Inselbewohner dürfen ihre Autos nicht mit auf das söte Länneken
nehmen. Nur Polizei, Arzt, Schulbus, Feuerwehr dürfen auf der Insel fahren,
Versorgungsfahrzeuge nur mit Elektromotoren.
Egal in welchem Ort sie ankommen, es empfängt sie
die unberührte Schönheit der Natur dieser 18 km langen Insel. Hier ist die
Zeit stehengeblieben. Die alten Häuser lassen erahnen, wie man vor
Jahrhunderten auf der Insel gelebt hat. Der sonnenreichste Ort Deutschlands
ist ein Paradies für Radler. In jedem Ort können Fahrräder ausgeliehen
werden. Wer es gemütlicher liebt, wählt die Kutschfahrt.
Einen Ausflug zum Leuchtturm auf dem
Dornbuschhügel muss man allerdings zu Fuß erwandern, was sich jedoch lohnt.
Mit einem herrlichen Blick über die Insel bis rüber nach Rügen lassen alle
Anstrengungen vergessen. Bei klarer Sicht lässt sich auch die Kreideküste
der dänischen Insel Mön erkennen. Doch so müßig ist der Weg nicht, wenn man
immer etwas Rast macht, die herrlichen Blicke der Natur genießt. Viele
Raststätten laden zur Erfrischung und Erholung ein.
Dat söte Länneken, die Perle der Ostsee, hat noch
einen dritten Namen, die Künstler-Insel. Die Schönheit der Insel zog schon
Anfang des 20. Jahrhunderts Schriftsteller, Schauspieler und Maler an. So
gab es in diesem Jahr eine Sonderausstellung zum 50.Todestag der
Inselmalerin Elisabeth Büchsel im Inselmuseum Hiddensee in Kloster. Unter
dem Titel "Tante Büchsel ist zurück". Ihre Bilder zeigen das Leben der
Fischer und die Schönheit der Insel. Aber auch Asta Nielsen, Gerhard
Hauptmann, Thomas Mann und Albert Einstein und viele andere wurden von der
Faszination der Insel angezogen. 1885 besuchte der Dichter Gerhard Hauptmann
erstmalig die Insel und ab 1926 bis 1943 verlebte er die Sommermonate im
Haus Seedorn in Kloster. Gestorben ist Hauptmann in Agnetendorf in
Schlesien, wurde jedoch am 28. Juli 1946 nach Hiddensee überführt und auf
dem Insel-Friedhof bestattet.
Von Dornbusch über Kloster kommt man nach Vitte
dem Hauptort der Insel. Mit seinem weißen Seglerhafen, einem langen
Badestrand zieht er viele Touristen der Wassersportler an. Die "Blaue
Scheune", ein über 200 Jahre altes Künstleratelier, in dem auch Asta Nielsen
lebte, und eine alte Mühle sind für Fotografen die beliebtesten Motive. Wer
sich für das Leben der alten Fischer interessiert, der sollte unbedingt eine
Kutschfahrt durch eine der schönsten Dünenheiden Europas in das urwüchsige,
fast weglose Fischerdorf Neuendorf machen. Hier erinnert alles an Tante
Büchsel und ihre gemalten Bilder der Fischer bei Sturm und Eis. Große
Fischernetze sind vor dem Fischerhaus gespannt, die alten Utensilien im Haus
geben Einblick in das karge Leben der Fischer. Die alte Dorfarchitektur mit
seinen Reet gedeckten Häusern steht unter Denkmalschutz und so sind die
Fischer, die dort noch vom Fischfang leben, etwas benachteiligt, was den
Tourismus anbelangt.
Ob zu Fuß, zu Rad oder mit der Kutsche die Insel
ist ein Himmelreich. Auch auf der sonnenreichsten Insel gibt es Regen und
Sturm und dann sollte man unbedingt ans Wasser gehen, sich den kalten Wind
um die Nase wehen lassen, eine frische Brise von den hoch schlagenden Wellen
mitnehmen, um anschließend in einem der vielen alten Lokalen einen steifen
Grog zu genießen.
Und wenn die kalte Jahreszeit kommt dann denkt man
an das Christkind. Was wäre Hiddensee ohne eine besondere Geschichte zur
Weihnachtszeit. Ich fand sie in einem Hiddensee Buch. Und diese Geschichte
erzählt uns von dem Bügelbaum.
Als Weihnachtsbaum der besonderen Art war der
Bügelbaum bis in die 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts auf Hiddensee
gebräuchlich. Wieviel Zeit, Liebe und innere Freude steckte in so einem
Bügelbaum. Mit nur einfachen Mitteln wurde etwas so schönes geschaffen um
den Kindern eine Freude zu machen. Der Bügelbaum war aus einer Not
entstanden, denn während in den Städten und Dörfern auf dem Festland der
Weihnachtsbaum, die geschmückte Tanne oder Fichte schon seit dem 16. und 17.
Jahrhundert bekannt war, waren auf der Insel diese Bäume weder heimisch noch
konnten sie beschafft werden. So half sich der Hiddenseer Hausvater auf
seine Art. Er stellte in einen mit Sand gefüllten Eimer oder in ein
Standkreuz einen oben zugespitzen Besenstiel. Aus Weidenruten wurden zwei
größere und zwei kleinere Ringe gebogen die am Besenstiel kreuzweise in
einander gesteckt, so befestigt wurden dass die größeren unten und die
kleineren oben saßen. Dann wurden die Ringe und der Besenstiel mit
Wacholder, Buchsbaum oder dünnem Seidenpapier umwickelt: Auf dünnen
Schnüren, die von Ring zu Ring gespannt waren, war all das angebracht, was
Kinderherzen erfreut. Es leuchteten im Schein der acht Kerzen, je eine
steckte auf jedem der Ringbogen, rote kleine Äpfelchen, da lockten Bonbons,
Dörrobst, Nüsse und Gebäck. Lebkuchen in figürlicher Darstellung, Fische,
Vögel, Herzen, Trompeten und vieles andere machten das Bild recht lustig,
und ganz oben war ein Lebkuchenstern oder eine Fahne befestigt. Darunter war
das Kindjespöpping - die Kind Jesus Puppe, eine ebenfalls aus Lebkuchen
bestehende Windelkind Puppe.
Ob es diesen Brauch immer noch auf Hiddensee gibt,
konnte ich nicht in Erfahrung bringen, doch ein Model eines Bügelbaumes
befindet sich heute noch im Museum auf der Insel Hiddensee.
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