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 June 2009 - Nr. 6

Neulich traf ick ne nette junge Frau im Cafe. Naja, so jung war se nun ooch nicht mehr, so Anfang der 60. Aber in meinem Alter is ne 60jährige jung. Also, wir kamen ins Gespräch, weil ick mir wunderte, det so een junges Ding Cappuccino ohne Kaffein bestellte. Ick dachte, det nur so alte Hasen wie icke det tun. Na, Sie wissen ja wie det is, wenn man jerade jemanden neu jetroffen hat, man fracht, wo man denn herkommt und wie lange hier und was man macht usw. Stellt sich heraus, det sie als junge verheiratete Frau herkam, aus Nordrheinwestfalen, Düsseldorf, um jenau zu sein.

Da kenn ick mir nich so gut aus, aber is ja ooch egal. Jedenfalls hatten wir beide davon gehört, det Deutschland nun als Bundesrepublik 60 Jahre alt jeworden ist, und wir fragten uns, was det wohl für die da drüben bedeutet. Sie und icke haben ja den viel jrößeren Teil hier in Kanada verbracht, entweder als Auslandsdeutscher oder Kanadier. Wenn man über 60 ist und nur ein Drittel der Zeit drüben jelebt hat, dann ist man nicht mehr janz sooooooo verbunden und kennt sich ooch nicht mehr so gut aus, trotz Deutscher Welle und Rentenanspruch aus Deutschland.

Also, wir saßen da und frachten uns, was Einichkeit und Recht und Freiheit in Deutschland uns bedeuten, besonders wo keiner von uns mehr Verwandte dort hat. Icke war gleich nach dem Krieg, so schnell es ging, von drüben weg, eben weil det nicht so war mit dem Recht und der Freiheit. Sie, die jüngere Frau hatte noch det „wir Wunderkinder" Syndrom in ihrer Schulzeit miterlebt und fand, det man drüben schon wieder zu fett jeworden war, weshalb sie und ihr Mann ja ooch ausgewandert waren. Sie konnte sich noch daran erinnern, det ne Appelsine wat janz Besonderes zu Weihnachten uffm bunten Teller war. Sie wollte aber politisch nicht mitmischen. Det lag ihr nicht. Und ihrem Mann ooch nicht. Deshalb kamen se denn ooch nach Kanada und nicht inne USA, denn er wollte keene Knarre anfassen. Musste er als einzig übriggebliebener Sohn inner Familie nicht, und hatte er ooch keenen Senf druff. Kann man verstehen, besonders icke, denn icke habe ja für Volk und Vaterland…Naja, Sie wissen schon… icke denke nicht mehr so gerne daran, habe zu viele Freunde verloren.

Also, ick muss sajen, ick freu mich darüber, det Deutschland ein so jroßes Ansehen errungen hat, det es gut wieder aufjebaut hat, det et wieder vereinigt ist, jedenfalls zum guten Teil, und det es friedlich mit seinen Nachbarn lebt.

Also, da mein Vater schon so lange tot is, det ick mir gar nicht mehr vorstellen kann, wie er mal aussah, werde ick am Vatertag einen uffe Lampe jießen und uff det Wohl meines Vaterlandes trinken, so zum Happy Vaterlands-Tag, versteht sich!

Dauff eene Molle,

Ihr Eberhard Kurt Walter.

PS. Na, und Frohe Pfingsten wünsch ick ooch noch!

 
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Eberhard Kurt Walter kommentiert im Berliner Dialekt mit Humor und Satire aus deutsch-kanadischer Sicht.

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